Im März kam es nicht nur in Italien zu massiven Streiks, auch in den USA wehrten sich Arbeiter*innen gegen die unhaltbaren Zustände in ihren Betrieben. Es wird klar: Hier wird die Gesundheit der Arbeiter*innen auf dem Altar des Profits geopfert. Viele der Streiks liefen ohne die grossen Gewerkschaften ab, welche noch über die Gesundheit ihrer Mitglieder verhandeln wollten.

 

Lange galt in Italien während der Pandemie: Bleibt zuhause, ausser ihr müsst arbeiten. Denn ein Verbund aus Staat, Unternehmen und Systemgewerkschaften befand, dass es nicht nötig sei, die Arbeit einzustellen. Dies obschon China vormachte, dass der wirtschaftliche Shutdown eine wichtige Voraussetzung für die Eindämmung ist – besonders bei massiv hohen Infektionszahlen.

 

Als der Druck der Basis grösser wurde, forderten die Systemgewerkschaften nur „sichere“ Arbeit. Ein Hohn angesichts der engen Arbeitsplätze in Fabriken. Zudem war persönliche Schutzausrüstung schon im Gesundheitsbereich knapp, an eine Ausstattung in der Wirtschaft daher kaum zu denken. Am 14. März wurde dann ein Sicherheitsprotokoll von allen „Sozialpartnern“ unterzeichnet – natürlich unverbindlich und natürlich nur, da vorher im Norden des Landes Metallarbeiter*innen in wilde Streiks gegen die unhaltbaren Bedingungen getreten waren. Am 14. März lag die Zahl der Infizierten bereits bei 21‘000 mit einem täglichen Zuwachs von 3‘000 Neuinfektionen, Tendenz explodierend.

 

Selbstständige Aktion statt Zuwarten

 

Was nach diesem nutzlosen Sicherheitsprotokoll folgte, war die Gewissheit vieler Arbeiter*innen, dass dem Staat, den Unternehmen und den Systemgewerkschaften wenig bis gar nichts an der Gesundheit der Arbeiter*innen und ihrer Angehörigen gelegen war. Eine Form von Ausgangssperren war schon in Kraft getreten, aber schuften sollte mensch trotzdem noch? Es dauerte nicht lange, bis immer mehr Belegschaften in den Streik traten und die sofortige Schliessung aller nicht überlebensnotwendigen Betriebe forderten. Schlussendlich reichte der Druck von unten, so dass am 21. März die italienische Regierung die halbherzige Einstellung grosser Wirtschaftsteile anordnete. Flächendeckende Streiks am 25. März liess der Regierung wenig übrig, als Betriebe grossflächig zu schliessen.

 

In der Zwischenzeit versuchen die Unternehmen jedoch wieder, die Produktion vollständig hochzufahren. Besonders die Basisgewerkschaften wie die Unione Sindicale de BaseUSB kämpfen dagegen.

 

Die Regierung der USA bleibt im besten Fall untätig

 

Auch in den USA kam es zu wilden Streiks, vermehrt seit Anfang März. Dies darf nicht weiter überraschen, denn das Vertrauen in das weisse Haus unter Donald Trump ist auf einem Tiefpunkt angelangt. Trump hatte den Virus zu beginn als schlechten Scherz abgetan. Auch hier lautete die Devise: Die Wirtschaft am Laufen halten. Die rechtsextreme und unternehmer*innenfreundliche Regierung tat Empfehlungen der Gesundheitsbehörde als übertrieben ab und liess das Land auf einen totalen Kollaps der Gesundheitseinrichtungen zusteuern. Epizentren wie New York kämpfen nun mit einer unglaublichen Masse an Patient*innen und Toten.

 

Gesundheitsversorgung als Klassenkampf

 

Thema der wilden Streiks war neben dem äusserst mangelhaften Schutz der Arbeiter*innen zudem die Gesundheitsversorgung, welche an sich schon eine Klassenkampf-Ansage von oben ist: In den USA laufen die Krankenkassen entweder über die Arbeitgeber*innen oder über Privatversicherungen mit horrenden Prämien. Ein Job-Verlust bedeutet also auch den Verlust der Krankenkasse. Ausgerechnet in der momentanen Pandemie verlieren Arbeiter*innen also ihre Jobs und somit ihre Gesundheitsversorgung. Deswegen kursiert nun auch der Ausspruch: Die Arbeiter*innen an der Front sind keine Held*innen, sondern Gefangene/Geiseln.

 

Trotz dieser massiven Abhängigkeit von einem Arbeitsplatz traten auch in den USA mehrere Belegschaften in den Streik: Gefordert wurde die Schliessung aller nicht notwendigen Betriebe bei Lohnfortzahlung, bezahlte Krankentage (!), Einhaltung von Richtlinien und Schutzmaterial. Viele der wilden Streiks brachen aus, da Geschäftsleitungen Ansteckungen innerhalb der Firmen verschwiegen hatten.

 

Ein Mittel des Selbstschutzes

 

Auch ausserhalb Italiens und der USA kommt es vermehrt zu Basis-Aktionen. Denn weltweit zeigt sich momentan, dass den Staaten die „Sorgen“ der Unternehmer*innen und Aktionär*innen wichtiger ist, als die Gesundheit der Arbeiter*innen. Da viele der grossen Gewerkschaften noch nicht gemerkt haben, dass ihre (schwindenden) Mitglieder gerade härtestem Klassenkampf ausgesetzt sind, beginnen weltweit Arbeiter*innen, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. DieseStreiks sind eine Verteidigung der Arbeiter*innen durch die Arbeiter*innen selbst. Es ist eine Form von Solidarität, welche in diesen Zeiten bitter nötig ist.

FENG

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