100% Verarsche statt Entschädigung

 

Seit März kämpfen viele aus der Gastronomie mit massiven Lohneinbussen. Daher horchten viele von uns auf, als am 18. Dezember das Parlament 100% Kurzarbeitsentschädigung für die niedrigen Löhne verabschiedete. Mit den ersten Lohnabrechnungen zeigt sich nun: Die Realität ist weit davon entfernt. Stundenlöhner*innen kriegen maximal 81%, Monatslöhner*innen maximal 92%.


Als am 18. Dezember der Bundesrat verkündete, die Restaurants zu schliessen, war die Angst gross in der Gastronomie. Denn damit war klar, dass viele von uns wieder nur noch 80% unseres ohnehin bescheidenen Lohnes erhalten würden.

Als gleichentags das Parlament verkündete, alle ausgefallenen Löhne unter 3470.- würden zu 100% entschädigt, war dies Balsam für die Seele. Denn genau diese Schwelle war eigentlich ein klares Zeichen an die Gastronomie, da es sich punktgenau um den Mindestlohn handelt. Eigentlich...

Denn das verabschiedete Covid-19-Gesetz (genauer Art. 17a) sieht für die Berechnung einen 100% Lohn vor. Teilzeitlöhne werden daher aufgerechnet. So schlimm so schlecht. So hätten gerade nur mal die Gastro-Arbeiter*innen, welche zum Mindestlohn schuften müssen, Anspruch auf 100% gehabt. Egal wie wenig sie arbeiten.


Es kommt noch schlimmer


Der Hammer folgt nun in der Umsetzung dieses Gesetzes. Denn im Berechnungsformular ist eben nicht nur der hochgerechnete Grundlohn anzugeben, sondern dazu zählen auch 13. Monatslohn, Ferien- und Feiertagszuschläge.

Wer im Monatslohn arbeitet, erhält maximal 92%, da hier „nur“ der 13. Monatslohn einbezogen wird. Wer im Stundenlohn arbeitet, erhält so maximal 81%, da Ferien- und Feiertagszuschläge dazu gerechnet werden! Beide Berechnungen basieren auf den geltenden Mindestlöhnen im Gastgewerbe, worauf sich der Gesetzesartikel ausdrücklich bezieht. Wodurch sich die Frage stellt:

Wollt ihr uns eigentlich verarschen?

 


80% reichen bei weitem nicht


Schon der Gastrostreik vom 12. Dezember in Bern hatte 100% Kurzarbeitsentschädigung bis zu einem Lohn von 4000.- gefordert, die FAU Bern forderte 100% bis 4500.- CHF. Denn seit März kämpfen wir Arbeiter*innen ums finanzielle Überleben. Die Löhne sind mager, das Trinkgeld fällt bei einer Schliessung komplett weg. Die meisten müssen mehrere Jobs haben und können kaum 100% arbeiten.


Die Ärmsten in der Gastro trifft es am härtesten


Arbeiter*innen, welche im Stundenlohn arbeiten, sind zudem meist prekär beschäftigt: Unsichere Schichten, unsicheres Einkommen und Nullstunden-Verträge bzw. Arbeit auf Abruf sind an der Tagesordnung. Viele haben gar nie irgendwelche Entschädigungen gesehen. Das ausgerechnet diese prekär beschäftigte Gruppe MAXIMAL 1% mehr kriegt, ist ein Hohn.


Parlament und Ämter haben bewiesen, dass sie entweder keine Ahnung von der Gastronomie haben, oder dass sie uns geradeaus veraschen wollen.

Daher bleibt auch unsere Forderung bestehen: Kurzarbeitsentschädigung in voller Höhe des normalerweise ausbezahlten Lohns für alle unter dem Medianlohn. Hört endlich auf, uns Gastroarbeiter*innen zu verarschen!

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