Biogen Luterbach: Neue Jobs zu miesen Konditionen

Die Arbeitsbedingungen in der Reinigung am neuen Produktionsstandort von Biogen in Luterbach sind miserabel. Arbeiter*innen von Enzler Reinigung erzählen von falschen Stundenabrechnungen, von tiefen Löhnen, nicht eingehaltenen Sicherheitsbestimmungen und daraus folgenden Arbeitsunfällen. Die Situation in Luterbach ist dermassen gravierend, dass die drei Organisationen Reinigungskollektiv Solothurn, FAU Schweiz und IWW JAM von den Arbeiter*innen mandatiert wurden, das Arbeitsinspektorat Solothurn einzuschalten.


Anfang Juni stand der neue Produktionsstandort von Biogen in Luterbach nach der Zulassung seine Alzheimer-Medikaments durch Swissmedic in den Medien. Der Kanton Solothurn versprach sich dadurch bis zu 600 neue Jobs. Die Frage stellt sich, zu welchem Preis. Seit mehreren Monaten treffen sich das Reinigungskollektiv und die beiden Basisgewerkschaften FAU Schweiz und IWW JAM mit Arbeiter*innen, die bei Biogen in Luterbach für die Enzler-Reinigung AG arbeiten. An diesen Treffen erzählten die Arbeiter*innen über viele Aspekte ihrer belastenden Arbeitssituation, die schlichtweg nicht akzeptabel sind und sogar gegen das Arbeitsgesetz verstossen.

Unhaltbare Zustände

Die Reinigungsarbeiter*innen berichteten dabei, dass in den Zeitabrechnungen regelmässig Stunden fehlen. Die Monatsplanung werde erst am Wochenende vor dem ersten Einsatz bekanntgegeben. Häufig würden Arbeiter*innen mit tieferer Einstufung für spezialisierte Arbeiten eingesetzt, ohne die entsprechende Ausbildung und ohne zusätzliche Bezahlung für diese Tätigkeit. Besonders gravierend ist aber der Umgang mit dem Gesundheitsschutz bei Enzler. Der Zeitdruck am Arbeitsplatz führe dazu, dass Maschinen teilweise in laufendem Betrieb gereinigt werden müssten. Arbeiter*innen erzählten von Verbrennungen, die aus unfreiwilligen Berührungen der heissgelaufenen Maschinen resultierten. Insbesondere an Pharmastandorten wie in Luterbach ist strenge Sauberkeit unabdingbar, deshalb wird an diesen Orten mit starken Chemikalien gearbeitet. Aus unseren Gesprächen mit den Arbeiter*innen ging hervor, dass die Schutzmaterialien und Massnahmen häufig nicht genügend seien, was bereits zu ernsthaften Zwischenfällen mit Spitalaufenthalten führten. Aus diesen Gründen wurde das Reinigungskollektiv, die FAU Schweiz und die IWW JAM von den Arbeiter*innen beauftragt, das Arbeitsinspektorat Solothurn aufzufordern, Kontrollen durchzuführen.


Kampf um bessere Arbeitsbedingungen

Bereits am 29. April 2021 waren am Standort Luterbach Transparente zu sehen, welche auf die prekäre Situation der Reinigungsarbeiter*innen aufmerksam machten. Auch an der Demonstration vom 1.Mai in Solothurn, an welcher rund 400 Personen teilnahmen, waren die Forderungen der Reinigungsarbeiter*innen präsent. Das Reinigungskollektiv, die FAU Schweiz und die IWW JAM wollen Arbeitsbedingungen in der Reinigung bei Biogen und in der ganzen Schweiz verbessern. Der Kampf darum hat jetzt begonnen!

 

Reinigungskollektiv

FAU Schweiz - Freie Arbeiter*innen Union Schweiz

IWW JAM - Industrial Workers of the World, Jura Alpen Mittelland

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