„Auge um Auge, Zahn um Zahn“

Schwedische Schule spaltet Belegschaft

Am Montag, den 25. August, ging der Schulbetrieb in der Schwedischen Schule wieder los – und zwar ohne zwei gewerkschaftlich organisierte Angestellte, einem Lehrer für Naturwissenschaften und Sport und einem Erzieher. Die schwedische Schule, angegliedert an die schwedische Kirche in Berlin, hat Haltung gezeigt: eine gewerkschaftsfeindliche Haltung. Denn die einzigen Angestellten ohne Wiederanstellungsangebot sind die beiden offen auftretenden Gewerkschafter der FAU Berlin, die gegen die Massenkündigung protestierten.

Den Kündigungen vorangegangen war ein Protest aus der Belegschaft gegen die drohenden schlechteren Arbeitsbedingungen im Hort. All das hat jetzt Folgen: Wer sich solidarisierte, mit den Hortarbeiter_innen oder dem Protest gegen die Kündigungen, bekam ein Angebot mit schlechteren Arbeitsbedingungen; wer die Füße still hielt, arbeitet zu gleichen Arbeitsbedingungen, in einem Fall sogar zu besseren. Eine autoritäre Logik, gegen die sich die FAU Berlin entschieden ausspricht, deren Zielsetzung aber klar ist: Den Mitarbeiter_innen soll signalisiert werden, wer loyal und kritiklos zum Chef ist, hat eine Zukunft.

Fakt ist: Der Protest brachte die Geschäftsführung in Bewegung, eine  breite Berichterstattung in Schweden folgte. Dort folgten auch mehrere Solidaritätsaktionen und Unterstützung durch die syndikalistische Schwestergewerkschaft SAC, aber auch in London durch die örtliche anarchosyndikalistische Solidarity Federation und in Athen durch Aktive der SVEOD. Ohne diesen Protest wäre es unwahrscheinlich gewesen, dass Lehrkräfte überhaupt zu besseren oder gleichbleibenden Arbeitsbedingungen wiederangestellt werden würden -- denn wozu sonst hätte man Allen kündigen müssen?!

Der erzeugte öffentliche Druck und gewerkschaftliche Protest konnten nur schwer ignoriert werden von der Geschäftsführung. Insbesondere der Protest vor der Haustür sorgte sichtlich für Nervosität. Die Spaltung der Belegschaft in Bevorzugte, Nicht-Bevorzugte und Kündbare soll der Geschäftsführung wohl dazu dienen, die Kontrolle über die Beschäftigten wiederzugewinnen, um erneuten Protest bei ähnlichen Kündigungsaktionen zu unterbinden. Dies soll anscheinend für die Zukunft bewirken, dass sich die Beschäftigten zurückhalten, in der Hoffnung auf "Gnade" durch den kirchlichen Schulträger. 

Die Erwartung, dass nach einer Massenkündigung Wiederanstellungen generell zu gleichen oder sogar besseren Konditionen erfolgen, darf aber schlicht als naiv bewertet werden. Das zeigt erneut, wie wichtig eine breite Solidarisierung unter Arbeiter_innen ist. Wenn nur eine Minderheit protestiert ist das vielleicht zugunsten von denen, die nicht aufbegehren -- gar kein Widerspruch wird jedoch für keinen Einzigen etwas bewirken.


Die FAU Berlin hat Kündigungsschutzklage eingereicht und wird ihre gekündigten Mitglieder weiter unterstützen und für ihre Wiedereinstellung kämpfen.

Mehr Informationen zu diesem Arbeitskampf findet ihr unter http://berlin.fau.org.

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