Gründungserklärung FAU Winterthur

Mit diesem Schreiben treten wir erstmals an die Öffentlichkeit und setzen den Grundstein für das Lokalsyndikat der Freien Arbeiter*innen Union Schweiz in Winterthur. Wir Arbeiter*innen aus dem Raum Winterthur organisieren uns von nun an, branchenübergreifend, um gemeinsam für die Interessen unserer Klasse einzustehen. Somit garantieren wir allen Lohnabhängigen, die nicht in der Position sind, anderen zu kündigen oder für den Repressionsapparat (des Staats) zu arbeiten, die Zugänglichkeit zu unseren Strukturen. Mit diesen Strukturen werden wir nach unseren Kapazitäten und Möglichkeiten die ständigen Angriffe auf unsere Arbeitsbedingungen und Lebensgrundlagen abwehren und für stetige Verbesserungen kämpfen.

Wir wissen, dass die Klassengesellschaft, in welcher wir ausgebeutet werden, nur mit der Überwindung des Kapitalismus abgeschafft werden kann. Wir wollen eine klassenlose Gesellschaft, in der die Arbeit und das Leben von den Menschen selbst bestimmt, organisiert und verwaltet wird. Dies benötigt eine grundlegende gesellschaftliche Transformation: die soziale Revolution.

Während Firmen Profite erzielen, die sich ihre Eigentümer und Aktionäre nach Gutdünken selbst auszahlen, bezahlen sie uns Löhne, die knapp reichen um uns, und allenfalls unsere Familien, gerade so über die Runden zu bringen. Somit kontrolliert dieses Wirtschaftsmodell unsere Lebensbedingungen zugunsten weniger. Dieses System garantiert die Herrschaft der Minderheit der Kapitalist*innen über die Mehrheit der Arbeiter*innen. Die Fehlerhaftigkeit des Kapitalismus produziert Krisen, die immer wiederkehren und Teil des Systems sind. Die von den Kapitalist*innen masslos vorangetriebene Überproduktion, die sie dann nicht mehr absetzen können, hat zur Folge, dass sie ihren Angestellten kündigen, Werke schliessen oder Sozialleistungen kürzen. Die Leidtragenden sind immer wir.

Die nächste Krise ist sich schon vollumfänglich am entfalten: während das Klima immer besorgniserregender wird, verlagert der Kapitalismus seine zerstörerische Verwertungslogik in Energieknappheit und Kriege, die wir Arbeiter*innen auszubaden haben. Es ist allerhöchste Zeit, dass wir uns zusammenschliessen, um dieser Entwicklung entgegenzutreten!

Solidarisch und rücksichtsvoll gegenüber unserer eigenen Kapazität und Gesundheit wollen wir unsere Probleme und Fähigkeiten zusammentragen und gemeinsam zuverlässige Lösungen finden. Denn viele von uns Arbeiter*innen erfahren jeden Tag wo die Probleme liegen, in unseren Betrieben, auf den Ämtern und in unseren Portemonnaies! Um schlagkräftig unsere Situationen verändern zu können, brauchen wir eine Organisation, welche uns in unserem Alltagsleben unterstützt.

Und genau diese wollen wir aufbauen in Winterthur, föderalistisch organisiert über die Region Ost mit der FAU Schweiz und darüber hinaus durch Syndibasa in Allianz mit anderen Basisgewerkschaften der Schweiz oder im Bezug auf die Internationale Konföderation der Arbeit auf der ganzen Welt. Anders als die Systemgewerkschaften wie die UNIA, der VPOD oder die anderen aus dem Schweizerischen Gewerkschaftsbund, setzen wir nicht auf eine Sozialpartnerschaft mit den Kapitalisten und dem Staat. Wir sind unabhängig von staatlichen und privaten Institutionen und funktionieren durch unser eigenes kollektives Handeln, ohne etwas zu inszenieren.

Von Winterthur aus werden wir uns gegenseitig stärken, uns bilden und beratend zur Seite stehen, unsere Forderungen auf die Strasse oder in die Betriebe tragen. Wir unterstützen aktuell laufende Kämpfe in der Region, organisieren Veranstaltungen zu Bildungsthemen beispielsweise zur Notwendigkeit sich gewerkschaftlich zu organisieren, nehmen am Umzug und den Festlichkeiten des 1. Mai in Winterthur teil. Auch sind wir durch den regelmässigen Stammtisch für Vernetzung und Beratung in Winterthur präsent. Mitgliedern der FAU steht die monatliche Vollversammlung offen, an welcher wir die aktuelle Lage stets analysieren, uns reflektieren und die taktischen und strategischen Entscheidungen für das Lokalsyndikat im basisdemokratischen Konsens treffen.

Unsere Strukturen sollen immer auch unseren Kapazitäten angepasst sein. Neumitglieder sollen eingebunden werden und wie alle die Möglichkeit haben, den Horizont unserer Organisation auszuloten. Dabei wechseln wir unsere Funktionen stetig und kultivieren gemeinsames Wissen und Stärke um Hierarchien abzuflachen. Wir gehen gemeinsam aktiv gegen Diskriminierung und Spaltung der Klasse in- und ausserhalb unserer Organisation vor.

Angesichts unserer Unzufriedenheit mit der Situation an unseren Arbeitsplätzen, den Schikanen auf den Ämtern, der Vereinzelung, dem Ohnmachtsgefühl und der allgemeinen Zuspitzung der Weltlage, sehen wir die Notwendigkeit uns zu organisieren. Wir organisieren uns gemeinsam, um Strukturen zu schaffen, die den Verhältnissen dieser Klassengesellschaft entgegenstehen können.

Deshalb rufen wir alle Arbeiter*innen in der Region dazu auf, sich mit uns zu organisieren! Bauen wir Strukturen auf, damit wir uns gegenseitig unterstützen können!

Branchenübergreifendes Lokalsyndikat Winterthur der FAU Schweiz